Die Helferschaft des THW Berlin Reinickendorf war in den vergangenen Jahren immer wieder auch bei Hochwassereinsätzen mit dabei, sei es um mit den Booten logistische Unterstützung zu liefern oder auch den anderen Deichverteidigern mit Beleuchtung zu ermöglichen, dass sie nachts weiterarbeiten können. Wiederholt war festzustellen, dass Hochwasserlagen sich oft über mehrere Tage, manchmal auch Wochen hinziehen. So ist erforderlich, dass weitere Einsatzkräfte zur Ablösung derjenigen eingesetzt werden können, die das notwendige Know-how zur Verteidigung der Deiche und Dämme haben.
Als "Schule vor Ort" hatte die Stellvertretende Ortsbeauftragte Kathrin Perkun eine mehrtägige Ausbildung mit drei hochkarätigen Fachleuten von der THW-Bundesschule Hoya nach Reinickendorf und anschließend nach Eberswalde geholt. Die Theorie hatten die Helferinnen und Helfer bereits an einem ganzen Wochenende Ende August in der Unterkunft in der Reinickendorfer Flottenstraße absolviert. Hier galt es den Aufbau von Deichen, ihr Verhalten und ihre Eigenschaften bei Hochwasser und geeignete Gegenmaßnahmen zu erlernen.
Mitte September folgte noch in Reinickendorf das fachgerechte Füllen von Sandsäcken. Insgesamt waren 700 Sandsäcke zu befüllen, sicher zu verschließen und zu verladen. Bei einem Gewicht von 20 kg je Sandsack passen 70 Säcke auf eine Palette, die dann ein Gewicht von ca. 1,5 t. aufweist. Also hatten die Helferinnen und Helfer ca. 15 t. Sand mit "im Gepäck".
Eine Woche später war es dann soweit: beim Praxis-Wochenende im THW-Ortsverband Eberswalde nutzten die Reinickendorfer THWler den dort vorhandenen Übungsdeich zur Ausbildung. Hier lehrten die drei Ausbilder Geert Lehmann, Thomas Schlunck und Enrico Münzner in der Praxis, wie man sicher die bis zu 20 kg schweren Sandsäcke in einer Kette aus Helfern weiterreicht, damit die Sandsäcke möglichst gefüllt auch am Einsatzort ankommen und die Helferinnen und Hellfer möglichst nicht nach dem fünften Sandsack schon in die Knie gehen.
Wie man erreicht, dass die Sandsäcke einen Deich auch stabilisieren, lernten die 18 Teilnehmer anschließend. Dabei muss ein "Verlegemuster" eingehalten werden, damit in der untersten Reihe auch das Wasser noch abfließen kann. Darüber müssen die Lagen aus Säcken so gelegt werden, dass sie nicht verrutschen und sich dennoch gegenseitig stützen. Ein weiterer Teil der Ausbildung befasste sich mit Vorbereitenden Arbeiten sowie dem Erlenen von Notfallmaßnahmen rund um die Deichverteidigung.
So wurde mit dem praktischen Herstellen von Faschinen, dabei handelt es sich um Bündel aus Reisig oder Ästen, die mit einer so genannten Würgekette kompakt zusammengeschnürt werden, den Helfern gezeigt, wie sich schnell Hilfsmittel erstellen lassen, um einen beschädigten Deich zu stabilisieren.
Im Zuge dessen wurde auch die Handhabung eines Planenrollers geübt. Mit diesem kann eine Plastikfolie außen am Deich angebracht werden, um schadhafte Stellen abzudecken. Aber nicht nur Notfallmaßnahmen wurden abseits des Sandsackverbaus gelehrt, sondern auch vorbereitenden Maßnahmen wie zum Beispiel das Vermessen von Deichhöhen, um zu ermitteln, in welchem Umfang im gegebenen Fall Deicherhöhungen zu bauen sind. Dazu wurden die Teilnehmer im Umgang mit Nivelliergeräten geschult.
Zum Abschluss des Praxisteils unterzogen sich alle Teilnehmer einer Prüfung, die sie allesamt mit Erfolg bestanden. Kathrin Perkun freut sich gemeinsam mit den drei Ausbildern über die erfolgreichen Absolventen, die nun als gut ausgebildete Kräfte für den nächsten Hochwassereinsatz zur Verfügung stehen und als Multiplikatoren das erworbene Wissen auch an ihre Kameradinnen und Kameraden weitergeben können.
Ein herzliches Dankeschön gilt dem Verpflegungstruppp des THW Eberswalde, der Essen und Trinken für das Wochenende bereitet hat sowie dem gesamten Ortsverband für die Gastfreundschaft, die die Reinickendorfer Helferinnen und Helfer vor Ort genießen durften.
21.-23.08., 12.09., 18.-20.09.2015