„Mich hat das große menschliche Leid tief erschüttert, das die Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt getroffen hat“, beschreibt Peter Unterspann seine Eindrücke. „Ich bin sehr beeindruckt von den Haitianern, wie sie ihr Dasein trotz aller Widrigkeiten meistern. Bereits wenige Tage nach dem Beben begannen sie mit einfachsten Mitteln, die Trümmer ihrer Häuser zu beseitigen“, bewundert er den außerordentlichen Überlebenswillen der Bevölkerung und fügt hinzu: „Ich bin froh, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte.“
Das THW hatte unmittelbar nach dem Beben begonnen, an die Bevölkerung in der Katstrophenregion aufbereitetes Trinkwasser auszuteilen. Peter Unterspann hatte während seines Einsatzes zu den THW-Teams der Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA) in der Hauptstadt Port-au-Prince und im benachbarten Léogane engen Kontakt. Er unterstütze außerdem von der deutschen Botschaft aus vor Ort tätige Hilfsorganisationen bei der Bewältigung logistischer Herausforderungen.
In der schwer beschädigten Hauptstadt Haitis und in der westlich gelegenen Stadt Léogane betreibt das THW je zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Seit Beginn des Einsatzes bis Mitte Februar haben die THW-Kräfte mehr als 3,5 Millionen Liter Trinkwasser hergestellt. In Port-au-Prince werden 22 Abgabestellen bedient. Zu den Abnehmern gehören unter anderem die schweizerische Delegation der „Ärzte ohne Grenzen“ und UNICEF. Im Basislager Léogane – der Stadt nahe dem Epizentrum des Erdbebens – bietet das THW auch anderen Organisationen logistische sowie sanitäre Unterstützung an.
Auch die Stromversorgung für Operationssäle medizinischer Organisationen wird gesichert. Zahlreiche deutsche und eine italienische Hilfsorganisation sind derzeit im THW-Lager untergebracht. Sie werden ebenfalls mit frischem Trinkwasser versorgt. Die Bevölkerung holt sich das kostbare Nass direkt im THW-Lager ab. Weitere Mengen verteilen internationale Hilfsorganisationen mit Tanklastwagen an die Menschen. Inzwischen bildet das THW lokales Personal für das Betreiben der Anlagen aus. Unter dem Schlagwort „cash for work“ (Bargeld gegen Arbeit) werden Betroffene nach Katastrophen in die Nothilfe eingebunden. Dadurch erhalten diese eine Arbeit und die Hilfe erfährt eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung.
„Bei der weiteren Hilfe kommt es darauf an, die Überlebenden bei der Einrichtung fester Unterkünfte zu unterstützen“, skizziert Peter Unterspann die nächste Herausforderung der Hilfsorganisationen. Im März, spätestens Mai, beginnt in Haiti die Regenzeit.
Text: Horst Engelhardt (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit, THW, Ortsverband Berlin-Reinickendorf)